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Vermittlung, Beratung und Unterstützung – zur Arbeit des Adoptionsdienstes Berlin

Karola Yohannes und Monika Castronari vom Adoptionsdienst Berlin sprechen mit Radio Paradiso über ihre vielfältigen Aufgaben sowie die Voraussetzungen für eine Adoption, mögliche Frage- und Problemstellungen der abgebenden und der adoptierenden Eltern, und der adoptierten Kinder und Erwachsenen.

Christiane Winkelmann

Schönen guten Abend, Sie hören Radio Paradiso, ich bin Christiane Winkelmann. Und in meiner Sendung mehr als Ja und Amen geht es heute um den Adoptionsdienst Berlin. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt der Immanuel Diakonie und der Caritas.

Und ich spreche mit Carola Johannes und Monika Castronari, die hier arbeiten. Fangen wir vielleicht mal mit Ihnen an, Frau Johannes. Was genau ist Ihre Aufgabe hier beim Adoptionsdienst Berlin?

Karola Yohannes

Ja, der Adoptionsdienst hat die Aufgabe für Kinder, die nicht mehr bei ihren Eltern leben können, ein neues Zuhause zu suchen, also neue liebevolle Eltern. Und alle Arbeiten, die dazugehören, die Gespräche mit den abgebenden Eltern, schwangeren Frauen, Herkunftsfamilien, die Vorbereitung der Adoptionsbewerber, letztendlich die Vermittlung der Kinder in Adoption und auch die Begleitung der Familien während der Zeit der Adoptionspflege. Das ist so grob umrissen unser gesamtes Aufgabenbild.

Christiane Winkelmann

Wie ist es bei Ihnen, Frau Castronari?

Monika Castronari

Ja, ich habe die gleichen Aufgaben zu bearbeiten. Und wir beraten auch Jugendliche oder Erwachsene, Adoptierte, die nach ihren Wurzeln suchen.

Christiane Winkelmann

Das ist also nochmal ein ganz anderer Bereich, der da mit hinzukommt.

Monika Castronari

Ja, es ist praktisch ergänzend und hat nochmal einen ganz eigenen Schwerpunkt.

Christiane Winkelmann

Über den Schwerpunkt wollen wir auf jeden Fall später auch noch genauer reden. Zunächst einmal würde mich interessieren, die Bewerber, die hierher kommen, was müssen die mitbringen? Also wie stehen Chancen, ein Kind zu adoptieren?

Was sind da die Voraussetzungen, dass das gelingen kann?

Karola Yohannes

Also es gibt eine ganze Reihe von formalen Voraussetzungen und dann natürlich auch persönliche Voraussetzungen. Also formale Voraussetzungen sind Gesundheit, das Alter, Einkommen, gesichertes Einkommen, gesicherte Wohnverhältnisse, sie müssen ein Führungszeugnis vorlegen, wir schicken sie im Laufe des Verfahrens zum Amtsarzt und besuchen auch die Bewerberpaare zu Hause. Und während des gesamten Vorbereitungsprozesses sprechen wir sehr intensiv über Motive, warum sich Paare ein Kind wünschen, wie sie mit der eigenen Kinderlosigkeit und der Trauer damit umgegangen sind, welche Vorstellungen sie zum Kind haben, wie sie ein Kind durchs Leben begleiten wollen, wie sie einem angenommenen Kind vermitteln wollen, woher es kommt, was die Geschichte der Herkunftseltern ist.

Und die Bewerber müssen auch bereit sein, mögliche Treffen mit Vätern oder Müttern auch mit uns zu gestalten im Interesse des Kindes. Also, dass sowohl die Adoptivfamilie mit dem Kind und die Herkunftsfamilie hier bei uns auch zusammentreffen können, maximal zweimal im Jahr.

Christiane Winkelmann

Das ist ja eine ganze Menge, was dazu gehört. Wie lange dauert so ein Prozess in der Regel, bis also das Elternpaar als geeignet eingestuft werden kann?

Monika Castronari

Zwischen einem halben und dreiviertel Jahr, praktisch wie eine Schwangerschaft, sonst auch. Und wir machen es ganz bewusst, dass wir da so viel Zeit einplanen, weil es soll ja ein Prozess sein. Und die Bewerber sagen uns auch immer, dass es gut ist, so viel Zeit zu haben, auch wenn sie am Anfang vielleicht theoretisch schon eine Menge wissen über Adoption.

Es ist doch etwas, was dann sehr in die Tiefe geht und die Emotionen halt auch sehr anspricht und beschäftigt. Zum Beispiel die Frage, was traue ich mir zu? Welche Herkunftsgeschichte darf mein Kind schon mitbringen?

Und sich diesem nach und nach anzunähern, da braucht man einfach Zeit.

Christiane Winkelmann

Was sind denn die drängendsten Fragen der Bewerber?

Monika Castronari

Zum Beispiel die Frage, gelingt es mir, ein Kind auch wirklich so zu lieben, ein Kind fremder Herkunft, als wäre es mein eigenes Kind? Und was passiert, wenn ich das nicht kann? Kann ich mir vorstellen, ein Kind zum Beispiel mit Migrationshintergrund aufzunehmen oder ein Kind von einer drogenabhängigen Mutter oder ein Kind, was zu früh geboren wurde?

Also diese Fragen beschäftigen die Bewerber natürlich auch sehr, zumal die meisten den Anspruch haben, dass sie eigentlich kein Kind irgendwie ausschließen wollen. Aber wir ermuntern immer sehr dazu, da ehrlich mit sich selber umzugehen, weil es soll ja dann für alle auch gut gelingen.

Christiane Winkelmann

Für wie viele Kinder in Berlin gelingt es denn gut? Darüber sprechen wir gleich bei mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso. Willkommen zurück zu mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso.

Ich bin Christiane Winkelmann und ich spreche mit Carola Johannes und Monika Castronari vom Adoptionsdienst Berlin. Frau Johannes, wie viele Kinder werden denn jährlich in Berlin adoptiert?

Karola Yohannes

Also in Berlin gibt es ja nochmal eine weitere Vermittlungsstelle. Bei uns kann ich sagen, sind es im Durchschnitt etwa 30 Kinder pro Jahr, überwiegend Neugeborene, aber es gibt auch immer wieder ein älteres Kind.

Christiane Winkelmann

Wollte ich gerade fragen, wie alt die Kinder sind im Schnitt?

Monika Castronari

Also wenn die Kinder schon ein bisschen älter sind, dann sind die meistens so bis anderthalb Jahre und ganz selten eben ein Kind, was auch mal zwei Jahre ist. Im letzten Jahr war eines vier Jahre alt und das Älteste sechs Jahre.

Christiane Winkelmann

Ich würde den Blick jetzt mal auf eine andere Perspektive lenken wollen, nämlich diejenigen, die hierher kommen und sagen, ich bekomme ein Kind, aber ich möchte es adoptieren lassen. Ich stelle mir diesen Weg unfassbar schwer vor. Also was für Aufgaben haben Sie da?

Karola Yohannes

Ja, das ist auch für die abgebenden Mütter wirklich ein sehr schwerer Weg, der auch mit vielen Schamgefühlen belastet ist. Wenn eine Frau in der Schwangerschaft den Zweifel hat, schaffe ich es denn für mein Kind alles zu tun, damit es ein gutes Aufwachsen haben wird, dann ist es so, dass die Frauen oftmals über eine Schwangerschaftsberatungsstelle zu uns kommen und wir bieten dann ein Gespräch an und hören dann erst einmal, in welcher Situation ist die Frau, was ist denn der Hintergrund, was macht es ihr so schwer und gibt es möglicherweise auch andere Hilfen, die es ihr dennoch möglich machen. Da muss man sehr sensibel gucken. Oft ist es so, dass eine Frau sich in der Schwangerschaft entscheidet und wir uns dann verabreden praktisch nach der Entbindung.

Wir sprechen dann nochmal mit ihr, wie ist es denn, soll es so bleiben, braucht sie nochmal eine Überlegenszeit.

Christiane Winkelmann

Und wenn sie sich entschieden hat, das Kind abzugeben, welche Hintergründe hat das denn meistens?

Karola Yohannes

Das ist sehr vielfältig, also von schwierigen materiellen Verhältnissen über gesundheitliche Probleme, Beziehungsprobleme, die Frauen sind alleine, die Frauen haben vielleicht schon ein, zwei oder mehrere Kinder und merken genau, sie haben nicht die Kapazität für ein weiteres Kind.

Christiane Winkelmann

Sind es häufig jüngere Frauen oder geht das auch von bis?

Monika Castronari

Das geht eigentlich von bis, also wir haben schon 13-jährige Mütter gehabt, aber auch Frauen, die schon 45 sind und die vielleicht sogar schon erwachsene Kinder haben und jetzt einfach in ihrem Leben nicht noch einmal von vorne anfangen können und oftmals eben auch keine Unterstützung dabei haben. Was sich die Frauen eigentlich alle immer wünschen, ist, dass es ihren Kindern gut gehen soll. Sie geben diese Kinder weg, weil sie sehen, sie selber schaffen es nicht, gut und kontinuierlich für das Kind zu sorgen.

Und sie wünschen sich immer liebe Eltern und das Beste für ihre Kinder.

Christiane Winkelmann

Und Sie sind dann diejenigen, die vermitteln und diesen Wunsch ja auch erfüllen.

Karola Yohannes

Ja, also wenn eine Frau sich meldet mit dem Wunsch Adoptionsfreigabe, dann haben diese Frauen auch die Möglichkeit zu sagen, wie soll die Familie denn sein, was wünsche ich mir da und sie können auch anhand von Kurzsteckbriefen oder Fotos drei Vorschläge von Bewerberpaaren angucken und eben so auch mit auswählen.

Christiane Winkelmann

Das ist ja ein wahnsinnig interessanter Aspekt, dass also die Mutter oder das Elternpaar, das sich entscheidet, das Kind zur Adoption freizugeben, mit aussuchen kann manchmal, wo das Kind hinkommt. Beruhigt dann das diese Eltern?

Karola Yohannes

Ja, das beruhigt. Also meine Erfahrung ist, dann ist es auch für die Abgebenden nicht so eine Blackbox. Was wird es sein?

Und sie haben so ein Stück mitgestalten können. Ich denke, das sind recht gute Voraussetzungen auch für weitere Treffen, wenn das Kind bei den Adoptiveltern angekommen ist und eben Kontakte dann auch hier stattfinden, also zwischen den abgebenden Eltern und der neuen Familie.

Christiane Winkelmann

Und wie laufen diese Treffen? Darüber sprechen wir gleich weiter bei mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso. Schönen guten Abend, Sie hören Radio Paradiso.

Ich bin Christiane Winkelmann. Bei mehr als Ja und Amen geht es heute um den Adoptionsdienst Berlin, ein Gemeinschaftsprojekt der Immanuel Diakonie und der Caritas. Und ich spreche mit Carola Johannes und Monika Castronari.

Frau Castronari, es gibt also Treffen zwischen den abgebenden Eltern und den neuen Eltern eines Kindes. Wie kann ich mir das vorstellen?

Monika Castronari

Ja, wir bieten also die sogenannte halboffene Adoption an und diese Treffen werden dann von uns begleitet. Sie finden hier in unserem Raum statt. Zeitlich sind die begrenzt auf eine gute Stunde.

Und alle Beteiligten sprechen sich dabei mit Vornamen an, sodass immer Familienname und Anschrift der Adoptivfamilie geschützt bleiben.

Christiane Winkelmann

Welche Wirkungen haben diese Treffen?

Monika Castronari

Für die abgebenden Eltern ist es dann gut zu sehen. Ich habe eine gute Entscheidung getroffen für mein Kind, meinem Kind geht es da gut. Das hilft ihnen auch, diese Weggabe des Kindes zu verarbeiten, denn die meisten brauchen dafür ja sehr, sehr lange Zeit und so ganz verbinden die Eltern das in der Regel nie.

Und für die Adoptivfamilie ist es schön zu sehen, wie sieht denn die Herkunftsfamilie meines Kindes aus und für die Kinder später selber natürlich auch. Es muss sich niemand Fantasien machen über die andere Seite, weil man sich einfach real erleben kann und auch Fragen stellen kann. Es wird eigentlich von allen immer sehr positiv empfunden.

Christiane Winkelmann

Gibt es Fälle von Reue, wo Sie mitbekommen haben, dass abgebende Eltern zu Ihnen gekommen sind und gesagt haben, wir möchten das eigentlich rückgängig machen?

Monika Castronari

Ja, das habe ich auch schon in zwei Fällen erlebt. Es besteht ja eine Möglichkeit, solange abgebende Eltern noch nicht vor einem Notar ihre Einwilligungserklärung gegeben haben, können sie das wieder rückgängig machen. Da würde dann das Jugendamt eingeschaltet werden und die Verhältnisse der Eltern überprüfen und gucken, ob irgendwas dagegen spricht, dass sie ihr Kind zurückhaben können.

Wir haben also immer wieder mal Fälle, wo dann abgebende Mütter oder Eltern ihre Kinder zurückbekommen.

Christiane Winkelmann

Wie lange war das Kind dann in der Adoptivfamilie?

Monika Castronari

Das längste, was ich erlebt habe, waren acht Monate.

Christiane Winkelmann

Ja, das stelle ich mir emotional für alle Seiten hochdramatisch vor.

Karola Yohannes

Für das Kind ist es ja auch noch mal ein Bindungswechsel. Wenn ein Kind nach der Geburt zu Adoptivfamilien kommt, hat es einen Bindungsabbruch. Dann lebt es dort und dann wieder zurück.

Das ist ungünstig, aber so ist die rechtliche Situation. Und es ist auch das Recht der leiblichen Eltern.

Christiane Winkelmann

Über Bindungsabbrüche wollen wir auch noch mal vertiefend sprechen. Hier gibt es also die Möglichkeit, dass erwachsene adoptierte Kinder sich austauschen können. Denn es tauchen Fragen auf.

Wie sahen meine Eltern aus? Was habe ich eigentlich geerbt und von wem? Wer bin ich?

Wo komme ich her? Wurde ich nicht gewollt? Ich denke, das ist eine kleine Auswahl an Fragen.

Und Sie, Frau Castronari, Sie kennen noch viel mehr.

Monika Castronari

Ja, Adoptierte wollen gerne wissen. Vorher habe ich zum Beispiel mein Talent zum Holzschnitzen. Oder warum liebe ich Musik und meine Adoptiveltern zum Beispiel überhaupt nicht?

Wie sehen meine abgebenden Eltern aus? Und es bleibt oft so ein nebulöses Gefühl zurück, wenn die keinen Kontakt zu ihren Herkunftseltern bekommen können. Ein Adoptierter hat mal zu mir gesagt, es ist so, als fehlt in seinem Lebenspuzzle einfach ein kleines Steinchen.

Trotzdem ist so eine Wurzelsuche zum Beispiel oft mit sehr ambivalenten Gefühlen verbunden. Also einmal dieser Wunsch zu sehen, woher komme ich? Woher sind meine Wurzeln?

Auf der anderen Seite aber auch Befürchtungen. Zum Beispiel, lässt sich meine Mutter auf so einen Kontakt überhaupt ein? Oder weist sie mich zum zweiten Mal zurück?

Oder was erwartet mich da, wenn ich meine Herkunftsfamilie kennenlerne? Möchte ich überhaupt wissen, was da wirklich läuft? Und all diese Sachen beschäftigen dann den Adoptierten oder die Adoptierte sehr.

Christiane Winkelmann

Ja, über die Fragen von Adoptierten werden wir gleich weitersprechen. Im nächsten Blog von mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso. Schönen guten Abend, Sie hören mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso.

Ich bin Christiane Winkelmann. Mein Thema heute ist der Adoptionsdienst Berlin. Frau Johannes, ab welchem Alter fangen denn diese Fragen bei adoptierten Kindern an?

Karola Yohannes

Ja, also es kommen zu uns oftmals auch schon Anfragen von Kindern mit den Adoptiveltern, also im Alter acht, neun, zehn Jahre, also auch schon relativ jung, dass die Kinder etwas wissen wollen. Also wir erwarten ja von den Adoptiveltern, dass sie so früh wie möglich ihr Kind aufklären, dass das Kind das von Anfang an weiß. Ich war in einem anderen Bauch, eine andere Frau hat mich geboren.

Und so mit dem Wachsen des Kindes wachsen Fragen. Und eine Hilfe ist, wenn die Eltern unsere Stelle besuchen und uns dann befragen, wie war das denn damals. Das ist immer dann gut, wenn die Herkunftsfamilie, also die leiblichen Eltern, keinen Kontakt halten können zu der Adoptivfamilie.

Und im Älterwerden, also Jugendlichenalter, Erwachsenenalter, verändern sich natürlich auch die Fragen.

Christiane Winkelmann

Ja, die sich verändernden Fragen. In der Selbsthilfegruppe, die es hier gibt, wenn Erwachsene, Adoptierte sich treffen, was sind da so die Hauptantriebsfedern?

Monika Castronari

Die Betroffenen erzählen sich gegenseitig ihre Adoptionsgeschichten und es tauchen Fragen auf, wie, warum bin ich weggegeben worden, soll ich mich dem stellen, meine Herkunftseltern kennenzulernen oder gibt es da überhaupt die Chance, die kennenzulernen. Andere können von ihren Erfahrungen berichten, die das schon gemacht haben. Und auch diese Begegnungen mit den Herkunftsfamilien, die sind ja immer so wirklich hochemotional.

Christiane Winkelmann

Die Begegnungen mit den Herkunftsfamilien. Ich glaube, man kann das ja kaum nachvollziehen, was da innerlich passieren muss, wenn man adoptiert ist und irgendwann seine Herkunftsfamilie wieder trifft. Was erleben Sie da hier?

Monika Castronari

Also es ist auf jeden Fall ein sehr, sehr berührender Moment mit sehr viel Herzklopfen. Beide Seiten wissen nicht genau, was sie erwartet. Dann sehen sich diese beiden Menschen und ganz oft habe ich es erlebt, dass sie sich spontan einfach umarmen und dann fließen auch Tränen.

Dann fangen die dann an, sich vorsichtig auszutauschen. Was für mich als Außenstehende dann dabei oft zu beobachten ist und was ich sehr interessant finde, ist, dass häufig Herkunftsmutter und adoptiertes Kind in völlig anderen Welten leben, aber gewisse Dinge einfach gemeinsam haben. Zum Beispiel, dass sie morgens Frühaufsteher sind oder dass sie die gleiche Art Musik lieben oder dass die Schrift exakt genau die gleiche ist oder beide auf die gleiche Sorgfältigkeit beim Schreiben achten.

Obwohl das adoptierte Kind vielleicht eben Abitur gemacht hat und gebildet ist und die Mutter eben diese Chance nicht hatte. Aber trotzdem sind da verbindende Elemente und das berührt die beiden dann natürlich auch.

Christiane Winkelmann

Das muss ja Wahnsinn sein. Zum Beispiel dieses Beispiel, das Sie genannt haben mit der Handschrift, die dann gleich ist. Haben Sie sowas auch erlebt?

Karola Yohannes

Also ich weiß zum Beispiel von einem kleinen Jungen, der kam mit seinen Eltern zehnjährig und wir wussten nur aus der Aktenlage etwas von der Herkunftsfamilie. Und die Adoptiveltern waren sehr auf der Spur, für ihren Adoptivsohn Gemeinsamkeiten zu suchen. Und das fand sich in den Interessen wieder, also Adoptiveltern sehr unsportlich, aber der Junge der absolut begeisterte Fußballfan wie sein leiblicher Vater.

Und das habe ich deutlich gespürt, dass das für den Jungen wie so ein Geschenk war, was er mit in sein Köfferchen packen kann, was er eben auch hat von seinen Wurzeln, was er weitertragen darf, auch wenn kein Kontakt da ist zu seinen leiblichen Eltern.

Christiane Winkelmann

Das muss man mal sacken lassen. Es ist auf jeden Fall ein ungeheuer vielfältiger, wichtiger und ich glaube auch oft sehr berührender und vor allem interessanter Beruf, den Sie beide da haben. Danke sehr herzlich für das Interview, Carola Johannes und Monika Castronari vom Adoptionsdienst Berlin.

Ja, vielen Dank. Ich danke Ihnen auch. Das war mehr als Ja und Amen auf Radio Paradiso.

Ich bin Christiane Winkelmann und ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Sonntagabend.